Rennbericht: Absolute Abfahrt in Ilmenau
Die Geburtsstunde des Downhill Rennens in Ilmenau liegt bereits 22 Jahre zurück. Seitdem hat sich die Sportart fest etabliert und die jährliche Veranstaltung kann in der Thüringer Universitätsstadt als Volksfest bezeichnet werden. Ilmenau spielt in der nationalen Entwicklung der Disziplin keine unerhebliche Rolle, schließlich ist es das zweitälteste Rennen Deutschlands und ist Teil einer der weltweit erfolgreichsten Rennserien. Der iXS Downhill Cup hat dieses Jahr neun Stopps in vier verschiedenen Ländern.
Der vierte Lauf führte am vergangenen Wochenende etwa 450 Sportler aus 12 Nationen zur Veranstaltung mit dem bezeichnenden Namen „Absolute Abfahrt“. Ausrichter ist seit nunmehr vier Jahren der Ilmenauer Radsportclub, der wieder über 100 freiwillige Helfer mobilisieren konnte. Das Flair am Veranstaltungsgelände ist immer etwas Besonderes, wobei natürlich das hochsommerliche Wetter noch einmal zusätzlich für eine angenehme Atmosphäre sorgte.
Bereits seit dem Frühjahr wurde der Kurs von vielen Enthusiasten modifiziert, schließlich ist es ein Markenzeichen von Ilmenau, dass nie die gleiche Linienwahl getroffen wird. Die Strecke führt von der Bobhütte auf dem Lindenberg hinab ins Gabelbachtal mit dem spektakulären Zielsprung in einen ehemaligen Auslauf einer Skischanze. Sie hat etwa eine Länge von 1500 Metern und vernichtet dabei 220 Meter Höhenunterschied. Ihre Mischung aus natürlichem Untergrund, frischem Waldboden und gut gebauten Elementen ließ sie zu einer der beliebtesten Strecken in Deutschland werden. Im oberen Bereich wich der Kurs diesmal nur marginal vom Verlauf des letzten Jahres ab, wobei anschließend die Bombenkrater auf eine völlig neuen Weise umfahren wurden. Danach wurde natürlich die obligatorische Fankurve angesteuert, bevor das neue Roadgap mit anschließendem 90-Grad-Anlieger beim Track Walk am Freitagmittag dem einen oder anderen große Augen verschaffte. Nach der obligatorischen Streckenbesichtigung stand das üblichen Freie Training auf dem Programm, bevor der Tag im Zielbereich mit einem durchaus standesgemäßen Konzert seinen Ausklang fand.
Nachdem es zum Ende des Trainings am Freitag einen kurzen Regenschauer gab und die Strecke leicht angefeuchtet wurde, begann der Samstagmorgen dann wieder mit perfektem Wetter, womit die gute Stimmung für den Tagesverlauf vorprogrammiert war. Bis kurz nach dem Mittag absolvierte die komplette deutsche Downhillelite und ihre etwa 40 ausländischen Gäste ihre Trainingsläufe, bevor dann mit dem Seeding Run der Favoritenkreis für die Podiumsverteilung festgelegt wurde. Am Ende waren es Nicolas Mathieu (BEL - DC Team Bike Racing) und Kim Schwemmer (GER - Herobikes), die sich die schnellsten Zeiten und somit die letzten Startplätze für das Finale in ihren Klassen sicherten. Und ähnlich des Vortages kam es nach dem Rennen wieder zu einer Regenphase, wodurch zumindest die Waldbrandgefahr verringert wurde.
Das Finale wurde dann am Sonntag nach der Open Kategorie von der Klasse Pro Masters eröffnet. Einige dieser über 40 Fahrer sind seit vielen Jahren Stammgäste in Ilmenau und einige standen bereits früher in der Elite Klasse auf dem Podest. Aber weder Christian Müller (GER - NOX Cycles), noch Dennis Stratmann (GER - Rocky Mountain) oder Frank Hedwig (GER - Rad-Art) waren es, die die schnellsten Zeiten runterbrachten. Am Ende siegte Daniel Jahn (GER - Nicolai Bikebauer), vor Andreas Krieger (GER - Propain Sixpack) und Eric Förster (GER - Post vs Görlitz).
Die U17 Klasse ging dann als nächstes auf den Kurs und Anton Metsärinta (FIN - Pyorahuolto.com/Specialized) sicherte sich die Tagesbestzeit. Felix Schumann (GZ Rocky Mountain Racing) und Mobido Kanoute (GER - Concordia Radsport Karbach) komplettierten das Podest.
In der U19 Klasse war natürlich Tristan Botteram (NED - Ripstar / Bombshell Team) einer der Favoriten, aber Mika Hopp (GER - GZ Rocky Mountain Team) machte es ihm nicht leicht. Das Interessante in dieser Kategorie ist oft der Vergleich zur Elite Klasse. Diesmal legte Hopp eine Zeit von 1:59.313 Minuten vor und Botteram schrammte mit nur fünf Zehntelsekunden Rückstand daran vorbei. Die Zeit von Hopp hätte in der Elite Klasse für ein Top Ten Ergebnis gereicht. Dritter wurde Simon Maurer (GER - SRAM Young Guns Racing).
In der Klasse der Elite Women war das Ergebnis nicht ganz so vorhersehbar. Eigentlich hätte man denken können, dass Harriet Rücknagel (GER - Rad-Art Ilmenau) den Sieg einfährt, jedoch hat sie in diesem Jahr noch nicht wirklich Zeit auf ihrem Downhillrad verbracht. Die ehemalige Deutsche Meisterin stand von 2007 bis 2015 immer auf dem Podest in Ilmenau, dabei sogar drei Mal ganz oben. Insider haben aber schon vorher eine ernstzunehmende Konkurrentin im Teilnehmerfeld ausgemacht. Kim Schwemmer konnte nämlich beim vorhergehenden Rennen im tschechischen Klinovec einen Achtungserfolg verbuchen und zählt somit zu den aktuell stärksten deutschen Frauen. Am Ende kam es so, Schwemmer gewann souverän und mit knapp sieben Sekunden Rückstand wurde Spela Horvat (SLO - BeFly World Team) Zweite, Harriet Rücknagel beendete das Rennen als Dritte.
Die letzte Kategorie war wie immer die Elite Men Klasse. Zu dieser Zeit waren sowohl an der Strecke als auch im Zielbereich so viele Zuschauer, wie bei keinem anderen iXS Rennen dieser Saison. Die Fankurve ist nun mittlerweile schon legendär, aber auch der Zielbereich glich einem Hexenkessel. Der Moderator der Veranstaltung war in diesem Jahr mal eine neue Stimme, allerdings ein alter Bekannter in Ilmenau. Dennis Stratmann war bereits unzählige Male selbst als Teilnehmer dabei, erstmalig beim Debüt im Jahr 1996 und im darauffolgenden Jahr sogar auf dem zweiten Platz. Er heizte das zahlreich erschienene Publikum ordentlich an. Als die letzten Fahrer im Ziel erwartet wurden, konnte man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Erik Irmisch (GER - TEAM Racing DUDES) legte mit 1:58.121 Minuten eine Zeit vor, die schon richtig schnell war.
Die zwei nachfolgenden Starter konnten dann nicht mehr eingreifen. Danach kam aber Benny Strasser (GER - GZ Rocky Mountain Racing), der im letzten Jahr bereits die Elite Klasse gewonnen konnte. Er flog nur ganz knapp über die Kuppe, um sofort wieder Fahrt aufzunehmen. Die Anzeigetafel zeigte für ihn 1:57.805 Minuten, was also noch mal schneller war.
Anschließend flog Lucas Rahm (GER - ERTS Racing) in den Schanzenauslauf, aber konnte in die Podestverteilung nicht eingreifen. Eine Minute später war die Stimmung am Kochen, denn Lokalmatador Rick Balbierer (GER - Giant Germany Off-Road Team) wurde erwartet. Er verpasste die Zeit von Strasser jedoch knapp, aber war schneller als Irmisch. Nun fehlte nur noch der Belgier, aber als die Zeit bereits durchgelaufen war, bejubelten hunderte Zuschauer den erneuten Sieger. Nicolas Mathieu wurde am Ende nur 16. Das Ergebnis war also Strasser vor Balbierer und Irmisch. Wer schon einmal in Ilmenau anwesend war, der kann sich vorstellen, was diese Podiumsverteilung bedeutete, denn wenn ein lokaler Fahrer mit oben steht, dann muss man Angst um die Bühne haben. So kam es auch und Ilmenau verabschiedete sich standesgemäß laut.
Die 22. Absolute Abfahrt war definitiv eines der ganz großen Highlights der bisherigen Downhillsaison und wird für viele Anwesenden in bester Erinnerung bleiben. Die Serie geht in drei Wochen im unweit entfernten Tabarz weiter, wobei dort auch gleichzeitig die Deutschen Meistertitel vergeben werden.